Hinweise zur Damenbekleidung Ballkleid: Damals war die Kleidung von
schlichter Eleganz. Den besten Effekt erreicht man daher mit wenig Aufwand und den
einfachsten Mitteln. Der Schnitt des Kleides ist am besten der Figur angepasst und die
Farbe sollte möglichst auf den jeweiligen Teint abgestimmt sein.
Handschuhe: (besonders) fein gehäkelte und fingerlose Handschuhe in der Farbe weiß,
aber auch farbig ist möglich - oder man verwendet einen armlangen Abendhandschuh.
Fächer: Größe und Form jeweils beliebig (aber nur aus: Papier, Stroh, Holz, Federn,
Knochen/Elfenbein oder Stoff).
Schuhe: zu bevorzugen sind flache 'Ballerinas' oder Gymnastikschuhe aus Stoff, jeweils
mit Ledersohle.
Hinweise zur Herrenkleidung
Gala-Anzug (Farben jeweils dunkel bis schwarz für Anzug und Krawatte, strahlendes
weiß beim Hemd, Weste entweder dunkel/schwarz oder weiß) oder Gala-Uniform (mit Koppel
ohne Anhänge, evtl. kann auch der 'Sash' dazu getragen werden).
Weiße Handschuhe und schwarze (Halb-)Schuhe.
Unterscheide in der Etikette
Die Regeln der Etikette variierten sehr stark - je nach Land und politischem System. In
Länder mit Monarchien orientierten sie sich meisten an den jeweils geltenden höfischen
Regeln. Meist betreffen diese Variationen jedoch nur Details, wie z.B. der Handkuss bei
der Vorstellung oder die Art und Weise in der jemand vorgestellt wurde. In einem sind sich
aber alle damaligen Etikette-Bücher einig: ..., denn trotz unterschiedlicher Details
wird man die 'wahren Gentlemen & Ladies' immer an ihrem kultivierten Benehmen erkennen.
Auch in Nordamerika gab es damals Unterschiede in der jeweiligen Etikette und zwar
zwischen öffentlichem und privatem Ball sowie zwischen Land- und Stadtbevölkerung.
Regeln der Vorstellung
Die 'Vorstellung' oder das 'Sich-Miteinander-Bekanntmachen' war früher ein
absolutes Muss, wenn man eine Dame zum Tanzen auffordern wollte und/oder eine Unterhaltung
mit ihr führen wollte. Mit nicht vorgestellten Personen 'verkehrte' man damals einfach
nicht.
Es wurden hierbei aber nur die Herren den Damen vorgestellt - und nicht umgekehrt!
In der Stadt oder auf öffentlichen Bällen erfolgte diese 'Vorstellung' durch den
Gastgeber (oder dessen Gattin) oder man selbst stellte der Dame in seiner Begleitung seine
eigenen Bekannten und Freunde vor (bitte dabei beachten, dass nur die Herren den Damen
vorgestellt wurden - ALSO: 'Darf ich vorstellen - Mister ABC.' - UND NICHT: 'Darf ich
vorstellen - Miss ABC.').
Auf dem Land oder auf einem privaten Ball war es dagegen früher durchaus statthaft,
dass ein Herr sich auch einmal selbst einer Dame vorzustellen konnte (im Zweifelsfall
ließ man sich aber besser durch den Gastgeber offiziell vorstellen).
In der Stadt oder auf öffentlichen Bällen war es damals unüblich eine - obwohl bereits
schon vorgestellte - Dame direkt zum Tanz aufzufordern (oder sich in ihre
Tanzkarte einzutragen). Der Herr musste diese Anfrage immer an den Begleiter der
betreffenden Dame richten, der seine Bitte dann an die Dame weitergab und dann auch deren
Antwort an den fragenden Herrn übermittelte.
Auf dem Land oder auf einem privaten Ball dagegen konnte man - nach erfolgter
Vorstellung - die Dame auch direkt zum Tanz auffordern (oder sich in ihre
Tanzkarte eintragen).
Bei öffentlichen Bällen übernahm häufig der Tanzmeister (auch als 'Floor Manager'
oder 'Master of Ceremonies' bezeichnet) die Rolle des Gastgebers bei privaten
Veranstaltungen. Auf Anfrage von Herren hatte er das Recht die obligatorische Vorstellung
durchzuführen, damit die betreffende Dame gefragt werden konnte, ob sie mit dem Herren
tanzen möchte. Nach dem Tanz durfte der Herr sich dann aber nicht ohne weiteres neben
diese Dame setzen und eine Unterhaltung beginnen, denn im allgemeinen war mit dem Tanz
auch die 'flüchtige Bekanntschaft' mit der Dame beendet. Korrekterweise musste sich der
Herr daher für weitere Tänze immer wieder vom Tanzmeister 'vermitteln' lassen (aber ob
das wirklich immer so ablief?).
Wenn ein Herr mehrere Damen zu betreuen hatte, so war es ihm früher durchaus gestattet
einen, ihm fremdem Herren anzusprechen und bei diesem anzufragen, ob er sich einer seiner
Damen vorstellen könnte und diese dann zum Tanz aufzufordern würde.
Die Herren waren früher im allgemeinen sehr vorsichtig beim ersten Gespräch mit den
Damen, denen sie sich gerade vorgestellt hatten. Man sprach daher meist wenig und dann
auch nur über allgemeine Themen - denn alles andere hätte nur einen schlechten ersten
Eindruck erweckt.
Regeln der Begrüßung
Im allgemeinen wurde früher ein Bekannter (z.B. auf der Strasse oder in einer großen
Gesellschaft) immer zuerst von den Damen 'erkannt' (die Damen zuerst zu
'erkennen' wäre als aufdringlich gewertet worden). Erst wenn dies geschehen war, konnte
man seinen Gruß entbieten und evtl. nähertreten. Wurde dabei eine Dame in
Herrenbegleitung begrüßt, erwiderte natürlich auch der sie begleitende Herr den Gruß.
Die Art der Begrüßung war abhängig davon, ob man sich auf der Strasse traf (meist
zog hier der Herr nur seinen Hut und die Dame neigte nur leicht den Kopf) oder ob man sich
bei einem Empfang/Ball wiedersah (hier deutete der Herr eine leichte Verbeugung an und die
Dame machte einen angedeuteten Knicks oder neigte leicht den Kopf).
Ob es damals auch gebräuchlich war sich die Hände zu schütteln kann nicht ganz
eindeutig beantwortet werden. Es gibt Quellen nach denen das Händeschütteln absolut
unüblich war (so wie es heute im englisch geprägten Kulturkreis immer noch ist): So
sollen sich Herr und Dame nie die Hände gegeben haben und selbst zwischen Herren
soll dies recht selten und eigentlich nur bei sehr engen Freunden vorgekommen sein. Da es
sich aber um die USA handelt, wo viele Dinge häufig etwas unkonventioneller gehandhabt
wurden als in anderen Ländern, sollte man hier am besten auf das Gegenüber achten und
ggf. auf eine angebotene Hand entsprechend reagieren: Ein Herr wird also die angebotene
Hand eines anderen Herren schütteln und bei der angebotenen Hand einer Dame wird er
vermutlich einem Handkuss andeuten (denn schütteln erscheint mir sehr unpassend - was die
Damen untereinander gemacht haben - großes Fragezeichen).
Regeln für den Umgang zwischen Dame und Herr
Da eine Dame früher weder allein einen Ballsaal betreten durfte, noch allein durch
diesen gehen sollte, hatte sie im Ballsaal jederzeit eine (möglichst männliche)
Begleitung.
Der Herr in der Begleiterrolle bot seiner Dame immer den angewinkelten rechten Arm an,
wodurch die Dame daher immer an der rechten Seite des Herren ging.
Bei Gesellschaften kümmerten sich die Herren früher entsprechend intensiv um die
Damen in ihrer Begleitung und um alle deren Belange und Wünsche (Getränke holen &c),
wobei 'echte Gentlemen' die 'Kunst' beherrschten, dieses nicht wie eine lästige
Verpflichtung aussehen zu lassen. Die Damen ließen ihren Begleitern im Gegenzug aber auch
die entsprechende Aufmerksamkeit zu teil werden und machten ihm dadurch seine Aufgabe als
Begleiter zu einem echten Vergnügen. Als echte 'Kavaliere der alten Schule'
entschuldigten sich die Herren früher jederzeit bei den Damen - auch bei den kleinsten
Missgeschicken. Dagegen wurden 'Zeichen großer Zuneigung', wie Zärtlichkeiten, Küsse
&c, in keinem Fall in der Öffentlichkeit gezeigt, denn wie ein Etikette-Buch sagt: 'The
ball-room was not designed for the purpose of making love.'
Lautes Lachen oder Sprechen, Affektiertheit, ungeniertes Anstarren, Stirnrunzeln sowie
herablassende oder spöttische Blicke galten früher als sehr unschicklich für die Damen
der (feinen) Gesellschaft.
Spezielle Regeln für den Herrn
Sobald sich früher eine Dame vom Tisch erhob, unterbrachen alle Herren am Tisch
augenblicklich ihre Gespräche und erhoben sich ebenfalls. Sie setzten sich erst wieder,
wenn die Dame (geleitet von ihrem Begleiter) den Tisch verlassen hatte. Wurde eine Dame an
den Tisch geleitet, unterbrachen alle Herren am Tisch wiederum ihre Gespräche, erhoben
sich und nahmen erst wieder Platz, wenn die Dame (unterstützt durch ihren Begleiter) am
Tisch Platz genommen hatte.
Wenn ein Herr früher allein den Tisch (und/oder Raum) verlassen wollte, musste er
zuerst seine Begleiterin in die Obhut eines anderen (befreundeten) Herren geben, der sich
in seiner Abwesenheit um die Belange seiner Dame kümmerte. Erst dann durfte er den Tisch
verlassen, aber nicht ohne sich vorher für seine Abwesenheit entschuldigt zu haben.
Wenn eine Dame den Raum verlassen wollte, musste ihr Herr sie hierbei jederzeit
begleiten und beispielsweise vor dem 'Ladies Dressing-Room' so lange warten bis die Dame
wieder erschien (oder sich mit ihr im 'Ladies Sitting-Room' verabreden). Anschließend
kehrte die Dame in seiner Begleitung zu ihrem Sitzplatz wieder zurück.
Rauchen in der Anwesenheit von Damen war damals ein sehr schwerer Verstoß gegen die
Etikette - und dies galt für drinnen wie auch draußen. Wenn früher ein Herr rauchen
wollte, begab er sich dazu in den entsprechenden 'Rauchsalon'.
Regeln für den Empfang oder Ball
Früher trug man draußen immer Kopfbedeckungen (als notwendiger Schutz vor Sonne, Wind
und Regen). Sobald man in geschlossene Räume kam, wurden diese aber möglichst rasch
abgenommen. Beim Betreten des Empfangs oder Ballsaals trug man daher weder Hut noch
'Bonnet' (Haube) - geschweige denn, dass man damit tanzte!
Nach dem Eintreffen auf der Veranstaltung brachten die Herren früher im allgemeinen
ihre Damen sofort zum 'Ladies Dressing-Room' (der für die Herren absolut tabu war) und
gingen dann selbst zu den 'Gentlemen's Appartments'. Nachdem sich Damen und Herren für
den Empfang/Ball dort hergerichtet hatten, traf man sich dann wieder im 'Ladies
Sitting-Room' (heute wird sich dieses bei (Re-enactment-)Empfängen/Bällen vermutlich
darauf verkürzen, dass der Herr zuerst die Garderobe seiner Dame abgibt und dann erst
seine eigene).
Vom 'Ladies Sitting-Room' aus geleitete der Herr dann seine Dame an seinem rechten Arm
zum Saal des Empfangs/Balls und hielt auch schon die 'Calling Card' bereit, die er dann
der entsprechenden Person am Eingang überreichte. Erst nachdem das Paar laut angekündigt
worden war durfte es eintreten. Bei Empfängen oder privaten Bällen ging man dann zuerst
zum Gastgeber und erwies ihm und seiner Begleitung seine Referenz (Begrüßung:
angedeuteter Knicks bzw. Verbeugung). Nach etwas 'Small Talk' promenierte man dann zu den
anderen Gästen und schaute der weiteren Vorstellung zu oder begrüßte die schon
anwesenden Bekannten.
Bei Bällen spielte üblicherweise die Kapelle beim Einzug der Gesellschaft in den
Ballsaal eine 'Promenade Music' (einen Marsch oder etwas ähnliches.). Hier regelte dann
auch der Tanzmeister die Abfolge des Eintritts in den Ballsaal und gab hierfür der
Kapelle die entsprechenden Musikanweisungen.
Nach dem Eintreten war es früher für den Herren eine wichtige Aufgabe, seine
männlichen Bekannten seiner Dame vorzustellen (und nicht umgekehrt - siehe oben), damit
die Herren sich schon einmal in die Tanzkarte seiner Begleiterin eintragen konnten.
Anschließend begab man sich gemeinsam zu einem Platz, wobei der Herr seiner Dame
selbstverständlich beim Platz nehmen behilflich war bevor er sich selbst setzt.
Nach dem Ende der 'Promenade Music' eröffnete meist ein Signal der Kapelle
(Trompetensignal) und/oder der Tanzmeisters das Tanzvergnügen.
Der Herr tanzte anschließend unbedingt die erste Runde mit seiner Begleiterin. Erst
dann war es ihm gestattet auch mal eine andere Dame zum Tanz aufzufordern.
Der Herr verbeugte sich hierfür grundsätzlich in angemessenem Abstand und fragte: 'Würde
die Dame mir die Ehre erweisen/die Freude machen, mir diesen Tanz zu gewähren?'.
Erst wenn die Dame zugesagt hatte und aufgestanden war, wurde der rechte Arm angeboten.
Die Dame führte dann meist einen angedeuteten Knicks aus, hakte sich am Arm des Herren
ein und ging mit ihm zur Tanzfläche. Einige Etikette-Bücher empfehlen dringlich, sich
für diese Aufforderung nicht bis zur Mitte des Musikstückes Zeit zu lassen.
Wenn früher eine Dame diese Aufforderung zum Tanz abgelehnte, nahm dies der Herr ohne
eine Miene zu verziehen zur Kenntnis und verabschiedete sich mit aller gebotener
Höflichkeit (Verbeugung) von der Dame. Eine Ablehnung war früher keine Schande (selbst,
wenn diese später mit anderen Herren tanzte), denn die Damen waren damals nicht dazu
verpflichtet sich und ihr Verhalten in irgendeiner Weise erklären zu müssen. Der
damalige 'Galan' setzte vielmehr darauf, dass sein 'Gentlemen-haftes' Benehmen und seine
gelassene Reaktion auf die Ablehnung der entsprechenden Dame evtl. doch noch imponieren
würden.
Sowohl die Herren wie auch die Damen beherrschten früher (mehr oder weniger) alle
gängigen Tänze eines Balls. Während des Tanzes wurden nur wenige, aber gut ausgeführte
Tanzschritte gemacht, die Füße wurden nur kurz über dem Boden bewegt und die
Körperbewegungen waren einfach aber graziös - es kam für den Herrn mehr darauf an die
Partnerin gut zu führen als seine Muskelkraft beim Tanz zu demonstrieren.
Am Ende des Tanzes bot der Herr der Dame dann wieder den rechten Arm an um sie zu ihrem
Platz zu geleiten. Wenn dieser Platz in der Zwischenzeit besetzt worden war, fragte der
Herr die Dame, wo sie dann zu sitzen gedenke und führte sie dorthin. Nachdem die Dame
Platz genommen hatte, bedankte sich der Herr für die ihm erwiesene Ehre des gerade
gewährten Tanzes.
Zeigte damals eine Dame während eines Tanzes Zeichen der Erschöpfung, wurde sie
augenblicklich zu ihrem Platz zurückgeleitet, denn bei der damaligen
Damen-Unterbekleidung war immer mit Erschöpfungen (Ohnmacht &c) zu rechnen. Wenn dann
schnell kein Ersatzpaar einspringen konnte, wurde der Tanzmeister informiert um für
Ersatz oder Umgruppierungen z.B. bei einer Quadrille zu sorgen.
Waren auf einem Ball mehr Damen als Herren anwesend, so war es früher auch statthaft,
dass zwei Damen miteinander tanzten. Es galt allerdings als ungehörig, wenn diese Damen
vorher Angebote zum Tanz von Herren abgelehnt hatten (zwei Herren durften auch zusammen
tanzen (!), allerdings nur wenn keine Damen im Raum anwesend waren).
Es galt früher auch als unpassend auf einem Ball mit einer Dame mehr als viermal zu
tanzen, da man ihr sonst das (damals seltene) Vergnügen raubte, auch mal mit anderen
Herren tanzen zu können.
Als Zeichen von gewöhnlichem Benehmen galt früher das Stampfen mit den Füßen im
Takt der Musik und zum Rhythmus der Musik in die Hände zu klatschen. Das übermäßige
Bewegen des Oberkörpers beim Tanz wurde auch als unangebracht angehen, denn insgesamt
wurde früher langsamer und weniger 'sportlich' getanzt, um Schwitzen und Erschöpfung zu
vermeiden. Die allgemeine Stimmung war von Freundlichkeit und Ruhe geprägt, so dass auch
Drängelei und Hast als Zeichen eines schlechten Benehmens empfunden wurden.
Auseinandersetzungen während eines Balles, z.B. wegen kleiner Rempeleien, bei Abweisung
durch Damen, Eifersucht oder bei Missverständnissen in der Tanzfigur, wurden
sorgfältigst vermieden (scheint jedoch ein Thema gewesen zu sein, da in jedem
Etikette-Buch hierzu ein paar Zeilen zu finden sind) - gab es doch mal Grund zum Klagen
regelten Tanzmeister oder Gastgeber dies schnell und diskret.
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